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„Phasenübergreifende Vernetzung in der Lehrerbildung“

Keine Zulassungsbeschränkung für das Lehramtsstudium, nur zwei bis drei Wochen Praxisanteil im Lehramtsstudium, kein Vorbereitungsdienst, nur ein Teil der Absolventen wird genommen,
kontinuierliche Weiterbildung parallel zur Berufstätigkeit: Das ist kein neues Experiment in Deutschland, sondern beschreibt die Lehrerausbildung in Japan.

Nachdem Prof. Dr. Hans Georg Krauthäuser, Prorektor für Bildung und Internationales der TU Dresden, und Petra Zeller aus dem Referat Lehrerbildung im Sächsischen Staatsministerium für
Kultus die dritte TUD-Sylber-Konferenz am 17. November 2018 eingeläutet und ihre Grußworte gesprochen hatten, eröffnete Prof. Dr. Axel Gehrmann, Projektleiter TUD-Sylber, die Konferenz
zum Thema „Phasenübergreifende Vernetzung in der Lehrerbildung“. Im Anschluss folgten zwei Impulsvorträge aus Japan und der Schweiz. Prof. Dr. Kenji Maehara von der Universität Tokio und
Prof. Dr. Manuela Keller-Schneider von der PH Zürich schilderten eindrucksvoll von der Lehrerbildung in ihren Ländern – auch in der Schweiz gibt es keinen Vorbereitungsdienst.

Dem gegenüber steht die klassische Lehrerbildung, die sich in Deutschland in drei Ausbildungsphasen gliedert: Lehramtsstudium – Vorbereitungsdienst – Lehrerfortbildung, die von unterschiedlichen Einrichtungen getragen werden. Die engere Verzahnung der Ausbildungsphasen ist eines der zentralen Anliegen der Qualitätsoffensive von Bund und Ländern und war Thema der dritten TUD-Sylber-Konferenz.

Der willkommenen Möglichkeit, den phasenübergreifenden Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren der sächsischen Lehrerbildung weiter zu intensivieren, kamen wir vom Jungen SLV gerne nach. In den fünf angebotenen Seminaren wurde zwischen Forschenden und Lehrenden an den Hochschulen, Ausbildern im Vorbereitungsdienst, Dozenten der Lehrerfortbildung sowie Lehramtsstudierenden, Lehramtsanwärtern und Lehrkräften aus der schulischen Praxis diskutiert und gemeinsam über die Aufgabenteilung zwischen den Phasen, produktive Gestaltungsmöglichkeiten von Schnittstellen sowie über phasenübergreifende Ausbildungsstrategien nachgedacht.

Workshop 2 – Wissenschaftliche Praxisausbildung im Lehramtsstudium

In dem von mir besuchten Workshop 2 unter der Leitung von Dr. Frank Beier, wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZLSB der TU Dresden, ging es darum, wie praktisch das Lehramtsstudium sein soll und was das Lehramtsstudium von einer Berufsausbildung unterscheidet. Dabei wurden das Verhältnis von Bildungs- und Fachwissenschaften diskutiert und Möglichkeiten der besseren Vorbereitung auf die berufspraktischen Herausforderungen erörtert.

Als Gegenpol und Diskussionspartner hatte Dr. Beier sich Thomas Kipper, Ausbildungsleiter der Ausbildungsstätte Dresden, eingeladen und gleich zu Beginn wurde klar, dass hier zwei Welten aufeinander prallen. Auf der einen Seite ein klarer Verfechter der Wissenschaft und Forschung, die Grundsatz einer universitären Ausbildung sein sollte, und auf der anderen Seite ein aus der Praxis kommender Ausbilder, der sich den idealen Referendar als reflektierenden Praktiker (sind die Anforderungen an lernwirksamen Unterricht erfüllt?) wünscht.

Zunächst präsentierte Thomas Kipper seine Ansichten und seinen Wunsch nach mehr Praxisbezug in der universitären Ausbildung, bevor Dr. Beier die provokante These aufstellte, dass der wissenschaftliche
Teil im Lehramtsstudium noch viel zu kurz komme. Denn schließlich sei genau das Aufgabe der Universität: wissenschaftliches Forschen.

Solle der Wunsch nach mehr Praxis bestehen und der wissenschaftliche Teil immer weiter in den Hintergrund rücken, wäre es tatsächlich angebracht, darüber nachzudenken, ob die Lehrerausbildung nicht an einer Pädagogischen Hochschule besser aufgehoben sei – aus Sicht eines Forschenden sicherlich verständlich.

An die beiden Kurzvorträge schloss sich eine konstruktive und teils hitzige, aber stets freundliche Diskussion an, die zwar zu keiner Patentlösung kam, aber zumindest dafür sorgte, die jeweilige Gegenseite und deren Ansichten besser nachvollziehen und verstehen zu können.

Im Anschluss an die fünf Workshops wurden nochmal allen Teilnehmern die bleibenden Eindrücke geschildert und die Diskussionsschwerpunkte kurz vorgestellt. Bevor die dritte TUD-Sylber-Konferenz beendet wurde, ergriff Prof. Dr. Axel Gehrmann noch einmal das Wort und verabschiedete in einer emotionalen Rede die langjährige Geschäftsführerin Frau Dr. Andrea Reinartz. An dieser Stelle möchte sich auch der Sächsische Lehrerverband noch einmal ganz herzlich bei ihr für die vielen konstruktiven Gespräche bedanken und ihr für die Zukunft alles Gute wünschen. Wir sehen uns dann hoffentlich wieder zu konstruktiven und interessanten Gesprächen auf der bereits angekündigten vierten TUD-Sylber-Konferenz im Jahr 2019.

3. TUD-Sylber-Konferenz Teil 2 „Lehrerbildung jenseits der traditionellen Phasen: Seiteneinstieg in den Lehrerberuf“

3. TUD-Sylber-Konferenz Teil 3 „Heterogenität in der Lehrerbildung“