Anforderungsprofile der einzelnen Schularten

Die richtige Schulart wählen

Die Lehrerausbildung ist in Sachsen nicht zu jeder Zeit dem Bedarf der verschiedenen Schularten gerecht ge­worden. Es gibt zum Teil erhebliche Lücken zwischen Bewerbern und zu besetzenden Stellen. Das Lehramt Gymnasien wurde überproportional studiert. Zugleich haben viele ausgebildete Gymnasiallehrer nach ihrem Abschluss den Freistaat Sachsen verlassen, weil sie keine der begehrten Stellen erhielten. In den nächsten Jahren fehlen insbesondere an den sächsischen Grundschulen, Förderschulen, Oberschulen und im gewerblich-technischen Bereich der beruflichen Schulen die meisten Lehrer. Bei der Wahl des Studienganges sind diese Schularten daher besonders zu empfehlen.

 

 

 

 

 

 

 

Anforderungsprofile der einzelnen Schularten

Grundschule – Primarstufe

Primarstufenlehrer erteilen allgemeinbildenden Unterricht in den Klassen 1 bis 4. Als „Allrounder“ bringen sie Wissen und Kompetenzen aus mehreren verschiedenen Bereichen mit. Grundschullehrer werden meist als Klassen­leiter eingesetzt. Sie unterrichten in ihrer Klasse in der Regel Deutsch, Mathematik und Sachkundeunterricht. Ihr Wahlfach unterrichten sie auch in den anderen Klassen. Der Einsatz in weiteren Fächern ist ebenfalls möglich. Eine Spezialisierung wie an den weiterführenden Schulen, wo fast jedes Fach von einem anderen Lehrer unterrichtet wird, findet in der Primarstufe in der Regel nicht statt.

Grundschullehrer bringen den Kindern konkrete Fertigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen bei. Sie unter- richten die Grundlagen verschiedener Fächer und vermitteln den Kindern zudem gesellschaftlich akzeptierte Verhaltensweisen sowie das allgemeingültige Wertesystem. Hierbei spielt die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Grundschullehrer eine wichtige Rolle. Vermehrt

treten in diesem  Bereich  Probleme  auf,  überwiegend bei sozial schwachen Familien und bei Familien mit bestimmten Migrationshintergründen, vor allem in Ballungsgebieten mit hohem Ausländeranteil. Die Zahl der Kinder, die mit mangelnden deutschen Sprachkenntnissen in die Schule kommen, ist zunehmend, was Grundschullehrer vor eine Herausforderung stellt. Psychologische Grundkenntnisse sind deshalb erforderlich, auch um mit Aufgaben wie Psychohygiene, Stressmanagement und Konflikt­bewältigung umgehen zu können.

Lehrerinnen und Lehrer an der Grundschule müssen in der Lage sein, ihre Schüler zu beobachten, Lernprozesse zu analysieren und dementsprechend den weiteren Unterricht zu planen. Zur Kontrolle des Lernstandes führen sie regelmäßig Tests und Arbeiten durch, die in Heimarbeit kontrolliert werden müssen. Ebenso findet die Unterrichtsvorbereitung zu Hause statt. Auch allgemeine bürokratische Tätigkeiten gehören zum Berufsbild.

Ein wichtiger Bestandteil des Studiums ist die Pädagogik. Weil die Schüler der Grundschule sehr jung sind, hat der Lehrer oder die Lehrerin im Besonderen auch die Aufgabe der Erziehung und nicht nur der puren Wissensvermittlung. Die Schule dient als Lern- und Lebensort des Kindes und ist vom Lehrenden aktiv und in Teamarbeit mitzugestalten. Als wichtige Voraussetzung für den Beruf sollte man deshalb Spaß am Umgang mit Kindern haben und Freude am Erklären und Lehren mitbringen. Auch Ehrgeiz, Neugierde, Einsatzbereitschaft und Sozialkompetenz gehören zum Profilbild des Grundschullehrers. Wichtige Voraussetzungen sind aber auch die Liebe zum Kind sowie Geschick, Beziehungen zu Schülern aufzubauen und sie zum Lernen zu motivieren. Die Didaktik ist ebenfalls ein wesentlicher Baustein in der Grundschullehrerausbildung. Um das Lernen lehren zu können, müssen die Pädagogen selbst Experten sein und sich ständig weiterbilden.

Insgesamt hat sich der Beruf in den letzten Jahrzehnten zu einer Frauendomäne entwickelt, Männer sind hier eher die Ausnahme. Es ist wünschenswert, dass sich mehr männliche Interessenten finden, zumal gerade die Schulkinder der Grundschule altersbedingt auch männliche Bezugspersonen und Vorbilder benötigen.

Sekundarstufe I und II

Wer andere für sein Fachwissen motivieren,  Interesse am Lernen wecken und Jugendliche auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben begleiten will, ist an einer weiterführenden Schule am richtigen Platz. Eine fundierte fachwissenschaftliche und pädagogisch-didaktische Ausbildung, soziale Kompetenz, Belastbarkeit und Optimismus sind gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Berufslaufbahn. Als Lehrer muss man seine Schüler auch motivieren können, sonst wird die Vermittlung der  Unterrichtsinhalte nicht gelingen. Eine altersgerechte Vermittlung des Unterrichtsstoffes ist notwendig, genau wie die Fähigkeit zu analysierendem Denken, um Arbeitsmethoden anzu­wenden und Lernprozesse zu konzipieren.

Im Unterricht kommt es auch mitunter zu Konflikten zwischen Schülern oder zwischen Schülern und Lehrern. Die Fähigkeit, solche Konflikte zu erkennen und richtig zu reagieren, ist ein wichtiges Element auch für  den Status des Lehrers in seiner Klasse. Der Kontakt zu Eltern ist unbedingt notwendig, nicht nur bei Elternsprechtagen. Man muss ein offenes Ohr für die Eltern haben und Sorgen ernst nehmen. Dafür braucht es viel Zeit. In vielen Oberschulen und Gymnasien werden einige Unterrichtszeiten in Blöcken zu 90 Minuten zusammengefasst. Außerdem setzen Schulen häufig Ganztagsangebote um, in denen auch Lehrer tätig werden können.

Gymnasium

Gymnasiallehrer ist ein verantwortungsvoller Beruf mit hohen Ansprüchen. Das Gymnasium vermittelt Schülern mit entsprechenden Leistungen, Begabungen und Bildungsabsichten eine vertiefte allgemeine Bildung, die für ein Studium an Hochschulen und der Berufsakademie vorausgesetzt wird; es schafft auch Voraussetzungen für eine berufliche Ausbildung außerhalb der Hochschule. Im Vergleich zur Oberschule ist die Leistungsanforderung hier wesentlich größer, besonders im Kurssystem der gymnasialen Oberstufe. Das Gymnasium schließt mit dem Abitur ab. Die Anforderungen an die zentralen Abschlussprüfungen sind hoch – für Schüler und Lehrer. Im täglichen Arbeitsablauf muss der Lehrer einen guten Umgang mit Schülern, Eltern und Kollegen pflegen. Jeden Tag müssen neues Wissen und Kompetenzen vermittelt und gefestigt werden. Es muss gefördert und gefordert werden, aber auch bewertet und mitunter kritisiert. Der Bildungserfolg jedes einzelnen Schülers steht im Mittelpunkt, Empathievermögen sowie die Bereitschaft zu eigener Fortbildung sind unabdingbare Voraussetzungen für diesen Beruf.

Oberschule

Lehrerinnen und Lehrer an der Oberschule unterrichten Schüler der Klassen 5 bis 10. Sie ist damit eine der weiterführenden Schulen nach der Grundschule. Die Oberschule vermittelt eine allgemeine und berufsvorbereitende Bildung. Sie schafft die Voraussetzungen für eine beruf­liche Qualifizierung und bereitet Schüler mit entsprechenden Leistungen, Begabungen und Bildungsabsichten auf den Übergang an andere weiterführende Schulen vor.

Oberschullehrer ist ein interessanter Beruf mit vielen Facetten. Der Einsatz erfolgt in der Regel entsprechend der Fächerkombination, für die man sich im Studium entschieden hat. Am Ende der Klasse 9 oder 10 stehen zentrale Abschlussprüfungen, sodass es unbedingt notwendig ist, die Lehrplanvorgaben umzusetzen.  Neben der Vermittlung von Fachinhalten ist der Beruf vor allem auch von erzieherischen Fähigkeiten gekennzeichnet. Das gesellschaftliche Wertesystem und das soziale Verhalten erlernen die Kinder und Jugendlichen im Klassenverband mit aktiver Unterstützung der Oberschullehrer. Dabei treten mitunter auch Probleme auf, die nur mit entsprechendem persönlichen Einsatz des Lehrers bewältigt werden können.

Die Oberschule+ besteht aus einer Oberschule mit verbundener Grundschule. An der Oberschule+ lernen die Schülerinnen und Schüler von der Klassenstufe 1 bis zur Klassenstufe 9 bzw. 10 gemeinsam. Es werden die Abschlüsse der Oberschule erworben.

Berufsbildende Schulen (einschließlich berufliches Gymnasium)

Das Berufsfeld eines Lehrers an einer berufsbildenden Schule ist abwechslungsreich und breit gefächert, da unter dem Dach eines Berufsschulzentrums bis zu fünf Schul­arten untergebracht sein können:

  • die duale Ausbildung als Kernaufgabe (wechselweise Ausbildung im Betrieb und der Berufs- schule; in der Regel drei Jahre mit Ausbildungsvertrag) sowie berufsvorbereitende Maßnahmen
  • das berufliche Gymnasium mit Schwerpunkt in einer bestimmten Fachrichtung
  • die Fachoberschule (Erwerb der Fachhochschulreife)
  • die Berufsfachschule (Erwerb eines staatlich anerkannten Berufsabschlusses in vollzeitschulischer Ausbildung)
  • die Fachschule (Erwerb einer Zusatzqualifikation nach abgeschlossener Berufsausbildung)

Die Kernaufgabe der Berufsschule besteht in der Vermittlung fachtheoretischer und fachpraktischer Fähigkeiten und Fertigkeiten bei gleichzeitiger Vertiefung der Allgemeinbildung. Berufsschullehrer bilden die Fachkräfte für morgen aus. Sie unterrichten daher oftmals sowohl in fachtheoretischen als auch allgemeinbildenden Fächern. Besondere Anforderungen werden an das pädagogische und methodische Können gestellt, da das Klientel sehr inhomogen sein kann. Wichtige Voraussetzungen für einen guten Berufsschullehrer sind neben der fachlichen Kompetenz auch die Freude im Umgang mit Jugendlichen, ein gutes Einfühlungsvermögen und zunehmend sozial- pädagogische Fähigkeiten. Es gibt unterschiedliche Wege, die zum Berufsschullehrerberuf führen. Besonders gute Einstellungschancen in Sachsen werden auch in Zukunft im gewerblich-­technischen Bereich liegen.

Das Direktstudium Lehramt an berufsbildenden Schulen wird aktuell an der TU Dresden angeboten (ab dem Wintersemester 2022/2023 auch an der Universität Leipzig). Es umfasst zehn Semester Regelstudienzeit und endet mit der Ersten Staatsprüfung. Daran schließt sich der 18­-monatige Vorbereitungsdienst mit dem Abschluss der Zweiten Staatsprüfung an. Absolventen mit dem Abschluss für das Lehramt an berufsbildenden Schulen können nicht nur an berufsbildenden Schulen, sondern auch an anderen betrieblichen oder überbetrieblichen Weiterbildungs- und Fortbildungsstätten tätig werden.

Ebenfalls an der TU Dresden besteht in einigen gewerblich-technischen Fachrichtungen die Möglichkeit, im Rahmen eines kooperativen Studienmodells (KAtLA – Kooperative Ausbildung im technischen Lehramt) das Studium mit einer beruflichen Ausbildung zu verbinden. Damit können gleichzeitig der Universitätsabschluss und ein Berufsabschluss erworben werden, wobei sich die Regelstudienzeit um ein Jahr verlängert.

Das Modellprojekt „Schulassistentinnen und Schulassistenten in Qualifizierung/kooperative Lehramtsausbildung“ an der TU Dresden richtet sich an Personen mit dem Abschluss als Technikerin/Techniker, Meisterin/Meister sowie Bachelor of Engeneering (FH/BA). Sie können in neun bis elf Semestern zuzüglich des Vorbereitungsdienstes im Rahmen eines dualen Studiums den Abschluss als Berufsschullehrer insbesondere in den Fachrichtungen Elektro- und Metalltechnik sowie Bautechnik erwerben.

OptLA (Option Studium des technischen Lehramtes an berufsbildenden Schulen in Kooperation mit weiteren Hoch- schulen und Universitäten in Sachsen) ist ebenfalls ein Projekt zur Nachwuchsgewinnung von Berufsschullehrern. Dabei kooperieren die Hochschule Mittweida, die West- sächsische Hochschule Zwickau sowie die Hochschule Zittau-­Görlitz mit der TU Dresden.

Nähere Infos zu den einzelnen Studienoptio­nen technisches Lehramt an Beruflichen Schulen an der TU Dresden findet ihr hier https://tu-dresden.de/gsw/ew/studienoptionen-technisches-lehramt

Förderschulen – Sonderpädagogik

Förderschulen gehören zu den allgemeinbildenden Schulen, in denen Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf unterrichtet werden. Der Unterricht findet lehrplanbezogen statt. Unter Beachtung des je­weiligen individuellen Förderbedarfes der Schüler kann er auch lernzieldifferent sein.

Zu den Aufgaben eines Förderschullehrers gehören neben der Vorbereitung und Durchführung des Unterrichts auch die Erstellung von sonderpädagogischen Gutachten sowie die Begleitung von Integration bzw. Inklusion an Regelschulen. Das Erstellen von individuellen Förderplänen für jeden Schüler und deren Umsetzung sind eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Beschulung an einer Förderschule. Zum Tätigkeitsfeld des Förderschullehrers gehören auch die Zusammenarbeit mit Eltern, den Jugend­ und Sozialämtern und die Teilnahme an Konferenzen.

Die Förderschultypen ergeben sich aus den Förderschwerpunkten:

  • Lernen
  • Sprache
  • Hören
  • Sehen
  • Geistige Entwicklung
  • Körperliche und motorische Entwicklung
  • Emotionale und soziale Entwicklung

Es ist zu beobachten, dass bei einer zunehmenden Zahl von Schülerinnen und Schülern ein erhöhter Förderbedarf festgestellt wird, der häufig mehrere Förderschwerpunkte beinhaltet. An Förderschulen für geistige Entwicklung, Förderzentren für körperliche Entwicklung und Schulen für emotionale/soziale Entwicklung unterstützen Pädagogische Fachkräfte im Unterricht die Tätigkeit der Lehrkraft.

Das Berufsbild des Förderschullehrers ist in den vergangenen Jahren komplexer geworden: Integration und Inklusion verlangen didaktische Konzepte, die heute stärker interdisziplinär ausgerichtet sind. Neben der Verwendung an Förderschulen kann der Einsatz von Förderschullehrern auch in Beratungsstellen an Förderschulzentren erfolgen, im gemeinsamen Unterricht an Regelschulen, ebenso wie an Klinik­ und Krankenhausschulen. Die Zusammenarbeit mit Kindertageseinrichtungen oder anderen Schularten in Kooperationsverbünden bringt eine große Vielfalt in den Beruf des Förderschullehrers.

Gemeinschaftsschule

Seit dem 1. August 2020 ist die Gemeinschaftsschule als gleichberechtigte Schulart im sächsischen Schulgesetz verankert.

An einer Gemeinschaftsschule werden die Schüler über die Grundschule hinaus gemeinsam unterrichtet. Dadurch entfällt die Entscheidung für eine weiterführende Schule nach der 4. Klasse. Die Lehrkräfte bereiten ihre Schüler am Ende der Klassenstufe 9 auf den Hauptschulabschluss oder den qualifizierenden Hauptschulabschluss, am Ende der Klassenstufe 10 auf den Realschulabschluss und am Ende der Klassenstufe 12 auf die allgemeine Hochschul­reife vor. Das geschieht, indem die Kinder differenziertes Unterrichtsmaterial erhalten und teils in Kursen unterrichtet werden.

Schulen des zweiten Bildungsweges – Abendoberschule, Abendgymnasium und Kolleg

Die Abschlüsse der allgemeinbildenden Schulen können auch Erwachsene erwerben und sich so neue Chancen im Beruf eröffnen. Dafür bieten Abendoberschulen und Abendgymnasien berufsbegleitend Bildungsgänge an. Der Unterricht am Kolleg findet in Vollzeit statt.

Während die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Abendoberschule in erwachsenengemäßer Methodik auf den Haupt- oder Realschulabschluss vorbereitet werden, führen Abendgymnasium und Kolleg die Erwachsenen zum Abitur.