Aktuelles

„Wir sehen uns dann online…!“

Bild von Patrick Greulich

Niemand hätte wohl gedacht, wie wichtig die Digitalisierung an den Schulen vor wenigen Wochen werden sollte. Plötzlich durften Lehrer*Innen und Schüler*Innen nicht mehr in die Schule gehen und das nicht wegen der herbeigesehnten Ferien sondern wegen des globalen Virus Corona, das die ganze Welt im Griff hat.
Nun mussten schnell Ideen her, wie man die Schüler dennoch beschulen könnte, denn unterrichtsfreie Zeit meint keine Freizeit sondern dennoch Lernzeit. Nun kochte jede Schule ihr eigenes Süppchen und es war schön zu sehen, wie viel Engagement, Zeit und technische Kompetenz viele Lehrer, oft auch ganze Kollegien, in das Gelingen dieser gerne als Corona-Wochen benannten Zeit steckten.
Der Weg des geringsten Widerstandes wäre gewesen, Aufgaben von den Fachlehrern auf die Internetseite der Schule zu bringen. Die Schüler arbeiten dann mit Lehrbuch, Atlas, Arbeitsheft diese zu Hause auf. Aber diese Möglichkeit allein kann keinen richtigen Unterricht ersetzen, das können sie alle nicht. Stattdessen sollte man versuchen, die Lernzeit ein bisschen moderner, unterrichtsnäher und abwechslungsreicher zu gestalten.

Beispielsweise traten manche Kollegen mit einem Stellvertreter der jeweiligen Klasse in Kontakt, um ihm Materialien, Aufgaben, Sprachnachrichten mit Lösungsansätzen zur Verfügung zu stellen und zu bitten, diese in den Klassenchat bei Whatsapp zu bringen. Somit können mindestens 90% der Schüler erreicht werden.
Vor allem aber hat sich die sächsische Lernplattform Lernsax bewährt. Die Möglichkeiten in dieser Mesax-Schulcloud sind sehr groß. Zwar muss Schüler*Innen und Lehrer*Innen zunächst ein Account eingerichtet werden (ein großes Dankeschön an dieser Stelle an das Planungs- und Informatik-Team der jeweiligen Schule), aber dann kann die Wissensvermittlung starten.
Alle Teilnehmer sind in Klassen und Gruppen organisiert, in denen in speziellen Schubladen Aufgaben abgelegt werden können. Wöchentliches Aktualisieren und Fortsetzen empfiehlt sich, da die Schüler*Innen besser häppchenweise arbeiten können und vor allem die jüngeren Schüler*Innen sonst mit einer großen Aufgabenfülle überfordert sein könnten.
Die Lernenden sehen am Datum, bis wann die Aufgabe erledigt sein soll und haken diese im Anschluss ab. Weiterhin können die Lehrer*Innen Fotos, Arbeits- und Informationsblätter, Anleitungen etc. unter „Materialien“ ablegen. Genauso können auch die Schüler*Innen ihre Poster, Collagen oder sonstige Lösungen/Antworten dort hochladen.

Im Lernplan kann sich der Teilnehmer jederzeit einen Überblick darüber verschaffen, ob er mit seiner derzeitigen Arbeit noch im Zeitplan ist, was er als nächstes anpacken muss und was vor und hinter ihm im jeweiligen Fach liegt. Ein permanenter Austausch zwischen Lernenden und Lehrenden ist per Mail, im Messenger, aber auch im Chat oder in einer Ton-Video-Konferenz möglich.
Rückmeldungen, z.B. zum Gefallen der letzten Ganzschrift im Deutsch-Unterricht, können über eine Umfrage ermittelt werden. Die Lehrkraft sollte sich regelmäßig auszugsweise die fertigen Aufgaben zuschicken oder in die Dateiablage legen lassen, diese korrigieren und mit einem Feedback zeitnah zurücksenden. Gerade diese regelmäßige Bestätigung und Hilfen sowie Tipps sind notwendig, um vernünftig und nachhaltig zu lernen.
In den letzten drei Wochen habe ich gute bis sehr gute Erfahrungen sammeln können. Die Schüler*Innen nutzten gerne die Angebote, viele bereichernde Arbeiten sind zu Hause entstanden und hoffentlich auch ein Wissenszuwachs im Kopf. Nebenbei verbesserten die Schüler*Innen aber vor allem auch die Lehrer*Innen, teils sogar mit Freude, ihr technisches Know-How und vertieften die Medienkompetenz.

Natürlich gab es auch Probleme. Da Gerade zu Beginn ein Vielfaches an Teilnehmern mit Lernsax und Co. arbeitete, brach das System vor allem zwischen 9 und 11 oft zusammen.
Außerdem mussten sich mehrere Kinder zu Hause einen Rechner teilen, wenn überhaupt einer zur Verfügung stand.
Aber auch hierfür wurden Lösungen gefunden. Aufgaben wurden so konzipiert, dass man sie sich zwar jeden Montag zunächst am Rechner in einem Textdokument zusammensammeln musste, mit diesem dann aber ausgedruckt auch unabhängig von Technik war. Stattdessen konnte man dann mit Papier, Lehrbuch, Arbeitsheft und Schreibutensilien bei schönem Wetter sogar auf Balkon oder im Garten arbeiten.
Hier war ich vor allem begeistert vom familiären Zusammenhalt. Eltern und Geschwister halfen beim Lösen der Aufgaben, beim Erklären, Kleben, Schneiden, Basteln und vor allem beim Motivieren. Im Idealfall sind somit alle Mitglieder der Schulgemeinschaft inkl. der Helfer zu Hause miteinander vernetzt, helfen sich untereinander, versuchen, mit der derzeitigen Situation bestmöglich umzugehen. Ich wünsche mir, dass wir viele der hilfreichen Erfahrungen in die Zeit nach Corona mitnehmen können, die hoffentlich zeitnah beginnt.

Patrick Greulich, Mitglied Junger SLV und Klassenlehrer am Gymnasium Coswig