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TU-Dresden-Sylber-Konferenz 2021

Quelle: Flyer TUD-Sylber

Bereits zum sechsten Mal lud das Zentrum für Lehrerbildung der TU Dresden verschiedene Akteure der Lehrerbildung zur Zusammenarbeit ein. Das Format der Sylber-Konferenz (Synergetische Lehrerbildung im exzellenten Rahmen) fand am 13.11.2021 auch diesmal digital statt. Trotz der hohen Teilnehmerzahl von über 140 verlief die Konferenz technisch problemlos. Im theoretischen Rahmen wurde zunächst der Problemaufriss in der Lehrerbildung durch Herrn Prof. Kraler (Universität Innsbruck) und Frau Prof. Arnold (Universität Hamburg) geleistet, woran anschließend die sächsische Perspektive durch Herrn Dr. Beier (TU Dresden) anhand einer Befragung der Ausbildungsleiter:innen aufgezeigt wurde. Nach der Mittagspause fanden zehn verschiedene Workshops statt, in denen die Teilnehmenden aktiv ins Gespräch kamen. Zusammenfassend war es eine sehr gelungene Veranstaltung, deren Fortsetzung bereits in Planung ist. Knut Oberdiek, Referent für Junglehrer und Referendare, sowie Michael Jung und René Michel, beide stv. Landesvorsitzender, nahmen an der Konferenz teil.

Problemaufriss der Lehrerbildung

Ein weit verzweigtes und mehrschichtiges Interessengemenge nimmt auch im Freistaat Sachsen auf die Lehrerbildung direkt oder indirekt Einfluss. Dies zeigt sich bereits in der mehrphasigen Ausbildung von Lehrkräften, die mit Studium, welches die Universitäten mit dem Sächsischen Ministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) als Hegemon bestimmen, beginnt. In Praktika und Schulpraktischen Übungen treffen Studierende auf die nächsten Akteure – die Schulen mit ihren Lehrkräften. Diese wiederum werden durch das Sächsische Ministerium für Kultus (SMK) mit dem Bindeglied Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) angeleitet. Schülerschaft und die dazugehörigen Eltern treten in Erscheinung. Industrie, Handwerk – kurzum berufliche Akteure – kommen ebenso mit Forderungen auf das System Schule zu. Nur dieser kleine Ausschnitt der Realität offenbart, was eine Lehrerbildung miteinander vereinen muss. Denn die Studierenden sollen auf ihre Rolle im System vorbereitet werden und professionell agieren können. Es zeigt sich, dass ein großer Bedarf, ein weit verbreiteter Wunsch und die erhebliche Notwendigkeit nach Veränderung da sind, ABER die Interessenlage ergibt eine beharrliche Viskosität. Dies soll heißen, der Status quo wird beibehalten, weil kein einfaches Übereinkommen möglich scheint.

Lösungsansatz

Schade, dass die Analyse zu diesem Schluss kommt, immerhin treffen fachwissenschaftlich sehr gut ausgebildete Studierende auf die zweite Phase der Lehrerbildung – den Vorbereitungsdienst und wollen ihre Ideen einbringen, Kinder auf das Leben vorbereiten, ihnen Wissen vermitteln – eben Zukunft gestalten. Dabei müssen jene allerdings ebenso begleitet werden. Nun offenbart sich an dieser Schnittstelle allerdings, dass Lehrende im Vorbereitungsdienst wenig von der aktuellen universitären Ausbildung wissen oder sich wenig informiert fühlen. Darum gibt es am ZLSB das Verbindungsbüro – Lehrerbildung, welches diese Thematik bearbeitet. Fachausbildungsleitende (FAL) und Hauptausbildungsleitende (HAL) können sich hier informieren. Es werden Arbeitskreise, die dem gegenseitigen Austausch dienen, durchgeführt und den Studierenden die ländlichen Bildungsräume näher gebracht. Auch für Mentoren an den Ausbildungsschulen ist das Verbindungsbüro ein weiterer Ansprechpartner.

Befragung der Dresdner HAL und FAL

Die vorgestellte Befragung stammt aus dem Jahr 2020. Zuvor fanden bereits Erhebungen zur 1. Phase (Befragung von Studierenden) und zur 3. Phase statt (Befragung von Lehrkräften). Es nahmen insgesamt 122 HAL und FAL teil und beantworteten unter anderem Fragen aus den Bereichen: Lehrerprofession, Kohärenz der Lehrerbildung, Heterogenität und Inklusion, Digitale Bildung.

Allgemein kann festgestellt werden, dass die HAL und FAL in deutlicher Mehrheit über viel Berufserfahrung – mehr als 20 Jahre – verfügen, dementsprechend auch berufsbiografisch spät als Lehrende im Vorbereitungsdienst tätig werden. Knapp die Hälfte sind 50-65 Jahre alt. Zum Zeitpunkt der Befragung gab es keine HAL oder FAL unter 30 Jahren. Außerdem lässt sich folgern, dass die Bildungsabschlüsse vom zweiten Staatsexamen bis zu Diplom oder Magister reichen.

Ergebnisse der Befragung

Das Spektrum der Ergebnisse reicht von hoher Zufriedenheit mit der sächsischen Lehrerbildung bis hin zum Gegenteil. Ausgewählte Schwerpunkte sind hierzu:

  • Kompetenzzuwachs: Es wird bestätigt, dass Fachkompetenz und deren Ausbau nicht allein durch Erfahrung möglich sind.
  • Eignungsfrage: teilweise wird mit Skepsis betrachtet, ob die Referendare für den Beruf geeignet sind.
  • Ausbildung: Bestätigung erfährt die Aussage, dass die Absolventen fachwissenschaftlich gut ausgebildet sind ebenso ist das Grundlagenwissen bei kultureller Heterogenität als gut eingeschätzt worden.
  • Entwicklungsfelder: Als erforderlich wird angesehen, dass die Referendare das Erstellen konkreter Unterrichtsziele verbessern. Darüber hinaus seien der Umgang mit Unterrichtsstörungen sowie die Kompetenz hinsichtlich der Leistungsbeurteilung tendenziell eher schlecht und daher unbedingt auszubauen

Wie gut ist Ihrer Meinung nach das Grundlagenwissen der Absolvent*innen des Lehramtsstudiums zu Beginn des Vorbereitungsdienstes zu den folgenden Kompetenzen im Durchschnitt ausgeprägt? Quelle: Dr. Frank Baier

Burkhardt Heinze, Vizepräsident des LaSuB, nahm zur Befragung Stellung und versicherte den Kooperationswillen seiner Behörde mit den Universitäten. Überdies regte er an, dass junge Kolleginnen und Kollegen rasch nach dem Vorbereitungsdienst in die Lehrerbildung als FAL gehen sollten, damit der Bezug zur 1. Phase erhalten bleibt.

Nach der Mittagspause, die unter anderem zum Netzwerken über die eigens dafür eingerichtete digitale Pinnwand genutzt werden konnte, ging es für die Teilnehmer in einen der 10 Workshops.

Workshop 2: Welche digitalisierungsbezogenen Kompetenzen benötigen Lehrer:innen? – Erarbeitung eines Kompetenzkatalogs für die Lehrer:innenbildung in Sachsen

(Knut Oberdiek) Die fortschreitende Digitalisierung an Schulen und in der Gesellschaft stellt täglich neue Anforderungen an Lehrkräfte. Die Lehrkräfte, sowohl angehende wie auch gestandene, auf das Unterrichten in dieser zunehmend digitalen Welt vorzubereiten, ist eine der großen Aufgaben der Lehrerbildung. Doch über welche digitalisierungsbezogenen Kompetenzen sollten Lehrkräfte verfügen? Und an welcher Stelle der komplexen Lehrerbildung können diese Kompetenzen erworben werden?

Um digitalisierungsbezogene Inhalte phasenübergreifend abstimmen zu können, wurde im Verbundprojekt „PraxisdigitaliS – Praxis digital gestalten in Sachsen” der Universität Leipzig und der TU Dresden mit der Arbeit an einem Katalog digitalisierungsbezogener Kompetenzen begonnen.

Nachdem im Workshop 2 den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zunächst ein Einblick in den Arbeitsstand gewährt und erste Ergebnisse präsentiert wurden, folgte die gemeinsam Überlegung, welche weiteren Kompetenzen notwendig sind, um in Zukunft digitales Unterrichten weiter zu verankern und vermehrt in den Fokus zu rücken. Neben den zahlreichen Vorschlägen und Praxisbeispielen, wurde deutlich, dass die größten Hürden nur gemeinsam genommen werden können. So schilderte zum Beispiel eine Lehrerin von einer Sächsischen Schule, dass das Lehrerkollegium gemeinsam eine Liste mit nützlichen Tools und deren Anwendung erstellt habe.

Workshop 7: Berufseinstiegsphase von Lehrkräften begleiten: Erfahrungen im Fach Musik

Foto: René Michel

(Micha Jung/René Michel) Ausgehend von der Tatsache, dass immer mehr Lehrkräfte fachfremd oder als Seiteneinsteiger Musik unterrichten, unterhielt sich  eine kleine Gruppe, schilderte die Lage aus der persönlichen Sicht und versuchte Lösungsansätze zu finden. In den letzten fünf Jahren, so Herr Fiedler FAL in Leipzig, war die Mehrheit der durch ihn ausgebildeten Referendare Seiteneinsteiger, etwa Orchestermusiker oder Diplomsänger. Es sei schwer große Fachgruppen zu bilden, da die Ausbildungsplätze zwischen Leipzig und Chemnitz aufgeteilt werden. Kommt eine Gruppe zustande, dann sind von fünf Referendaren maximal zwei grundständig ausgebildet. Im August schloss übrigens nur ein Referendar mit dem Fach Musik den Vorbereitungsdienst ab – einer für ganz Sachsen! In vielen Fällen übernehmen Lehrkräfte bei Altersabgängen den Musikunterricht ohne Ausbildung und sind damit auf lange Sicht Fachlehrer, denn Nachwuchs gibt es kaum.

Daher gibt es eine Handreichung für Berufseinsteiger im Fach Musik an der Oberschule in Sachsen, welche durch ein Team bestehend aus Musikfachlehrkräften und -fachberatern zusammengestellt wurde. Dieses Heft führt durch die Bereiche Lehrplan, Planung von Unterricht mit den Bereichen Singen, Musizieren und Tanzen, hin zu Bewertung und mündlicher Prüfung. Praxisorientiert und kompetent werden die Themen vorgestellt und durch nützliche Hinweise, wie etwa die Ordnung im Fachraum oder allgemeine Regeln für den Musikunterricht, ergänzt. Die Handreichung wird im persönlichen Gespräch übergeben, sodass die Fachberater auch die Möglichkeit erhalten, alle Musiklehrkräfte zu unterstützen. Wenden Sie sich dafür an die für Sie zuständigen Fachberater Ihres Standortes des LaSuB.

Außerdem hielten die am Workshop Teilnehmenden fest, dass die Zugangsvoraussetzungen für das Musikstudium auf Lehramt durch das SMWK dringend überarbeitet werden müssen. Darüber hinaus muss es gerade im Fach Musik eine Vernetzung der Dozierenden und der FAL geben. Im Bereich der Seiteneinsteigerqualifizierung sollte die Vorbereitungsphase deutlich ausgeweitet werden, um angemessene Planung und Durchführung von Musikunterricht zu ermöglichen. Letztlich darf es keinen weiteren Stundenabbau im Fach geben.