Aktuelles

Junger SLV fordert umfassendere Reform der Lehrerausbildung

Der Junge SLV begrüßt die Einführung des neuen „Lehrer-Bildungspaketes“. Nach Jahren der Untätigkeit und des Abwartens ist dieses zumindest ein Zeichen dafür, dass das Wissenschaftsministerium und das Kultusministerium die Notwendigkeit zum gemeinsamen Handeln bei der Lehrerausbildung erkannt haben. 
Allerdings geht das heute unterzeichnete Eckpunktepapier zur Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung an der TU Chemnitz nicht weit genug. Dass Grundschullehrer künftig gleichzeitig für den Mathematikunterricht an der Oberschule ausgebildet werden sollen, entspricht keinesfalls den derzeit bestehenden Bedarfen in allen Schularten. Stattdessen fordert der Jungen SLV die Ausweitung der Lehrerausbildung an der TU Chemnitz auch auf die Studiengänge für Oberschullehrer, Förderschullehrer und Berufsschullehrer. Für die Gewinnung von Lehrernachwuchs in den sogenannten „MINT-Fächern“ müssen neben Mathematik auch Informatik, Naturwissenschaften und Technik sowie die technischen Fächer der berufsbildenden Schulen angeboten werden. Für eine vielfältige Lehramtsausbildung im MINT-Bereich sind auch weitere regionale Universitäten und Hochschulen einzubeziehen, so zum Beispiel in Freiberg, Zwickau, Mittweida und Ostsachsen.

„Erfreulich ist, dass an der TU Chemnitz das Lehramt neu gedacht wird. An dieser Stelle darf nun nicht innegehalten werden. Wenn wir jetzt noch mehr Praxis ins Studium holen, dann werden auch wieder mehr Studierende das erste Staatsexamen bestehen. Der Junge SLV fordert außerdem ein Praxissemester mit begleitetem Unterricht. Dieses trägt dazu bei, dass die Studierenden eine längere Zeit äußerst aktiv in den Schulablauf und das Unterrichten eingebunden sind. Hierbei ist eine finanzielle Unterstützung für notwendige Auslagen unabdingbar ebenso die Anerkennung der entstehenden Mehrleistung bei Lehrkräften“, erklärt René Michel, stv. Landesvorsitzende des Sächsischen Lehrerverbandes und Vorstandsmitglied des Junge SLV.

Die Positionen des Sächsischen Lehrerverbandes zur Reformierung der Lehrerausbildung:

Mehr Bedarfsorientierung: Die Lehrerausbildung muss stärker am Bedarf der konkreten Fächer und einzelnen Schularten ausgerichtet werden. Die Lehramtsstudiengänge müssen weiterhin schulartspezifisch erfolgen. An den Universitäten in Leipzig, Dresden und Chemnitz sind die Lehramtsstudiengänge langfristig zu sichern.

Tatsächliche Regionalisierung der Lehrerausbildung: Durch die Einrichtung von Außenstellen der Universitäten in West- und Ostsachsen kann mehr sächsischen Abiturienten ein Lehramtsstudium unweit ihrer Heimatorte ermöglicht werden.

Förderung sächsischer Abiturienten: Um den Lehrernachwuchs in Sachsen zu sichern, muss der Zugang zum Lehramtsstudium für sächsische Abiturienten erleichtert werden. Anreize sollten geschaffen werden, um mehr einheimische Talente für den Lehrerberuf zu gewinnen.

Erhöhung der Bestehensquote im Lehramt: Um Studienabbrüche zu verhindern, sollten sich Studieninhalte verstärkt an den Bedürfnissen der angehenden Lehrkräfte und der tatsächlichen Unterrichtspraxis orientieren, insbesondere in den MINT-Fächern. Zielvereinbarungen mit den Universitäten sind künftig an der Zahl erfolgreicher Absolventen an Stelle der Studienanfänger auszurichten.

Verpflichtende Praxisanteile: Mehr verpflichtende Praxisanteile im Studium, einschließlich Praxissemestern, die auch schulartfremd und sachsenweit zu absolvieren sind, ermöglichen es den angehenden Lehrkräften, ihre Eignung für den Lehrerberuf frühzeitig zu überprüfen.

Sonderpädagogische Lehrkräfte: Zur Umsetzung der Inklusion und individuellen Förderung der Schüler an den allgemeinbildenden Schulen im Freistaat sind mehr sonderpädagogische Lehrkräfte notwendig. Eine Dezentralisierung der sonderpädagogischen Lehrerausbildung und die Einrichtung von universitären Außenstellen in Ost- und Westsachsen sind dringend erforderlich.

Ausbau der Lehrämter an der TU Chemnitz: Die Studiengänge für das Lehramt an Oberschulen, Förderschulen und berufsbildenden Schulen müssen an der TU Chemnitz etabliert werden. Besonders in den MINT-Fächern und technischen Bereichen der berufsbildenden Schulen muss die Gewinnung von Lehrernachwuchs vorangetrieben werden.