Aktuelles

Exmatrikulationsveranstaltung und Verleihung des Examenspreises

Urheber Christian Hüller

Trotz der Widrigkeiten, die der aktuellen Lage entsprangen, konnten am 10. und 11. Februar dieses Jahres rund 200 Absolventinnen und Absolventen der Universität Leipzig ihren Lehramtsstudienabschluss feiern. Das Zentrum für Lehrer:Innenbildung und Schulforschung suchte im Vorfeld nach einer Lösung, da die Räumlichkeiten der Universität nicht zur Verfügung standen. Im Saal der Samuel-Heinicke-Schule fand die Veranstaltung einen würdigen Rahmen. Wie gewohnt begleitete das Palaius-Quartett die Festreden. Galant und wortreich führte der Direktor Herr Dr. Ronthaler durch das Programm und per Videobotschaft kamen die Rektorin der Universität sowie das LASUB Leipzig mit Glückwünschen zu Wort. Der Examenspreis des SLV passte in diesen feierlichen Rahmen besonders gut und wurde durch René Michel, stellv. Landesvorsitzender, mit folgender Laudatio übergeben.

Sehr geehrte Absolvent:innen, werte Dozierende, sehr geehrte Gäste,

dieses Jahr startete für mich mit einem Ohrwurm.

Wenn ein Traum, irgendein Traum sich nicht erfüllt
Wenn die Liebe zu Ende geht
Wenn selbst die Hoffnung nicht mehr besteht
Nur Einsamkeit
Wenn ein Blatt, irgendein Blatt vom Baume fällt
Weil der Herbstwind es so bestimmt
Wenn das Schicksal uns etwas nimmt
Vertrau‘ der Zeit

Denn immer, immer wieder geht die Sonne auf
Und wieder bringt ein Tag für uns ein Licht
Ja, immer, immer wieder geht die Sonne auf
Denn Dunkelheit für immer gibt es nicht
Die gibt es nicht, die gibt es nicht

Ein Titel, der eine frohe Botschaft verkündet. Eine Melodie, die gekonnt Licht und Schatten des Lebens verdeutlicht. Und ein Text, der hoffen lässt.

Sicherlich kann uns momentan die Hoffnung Halt in den Wirren geben. Sicherlich ist uns bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, eine Veranstaltung wie diese gemeinsam zu begehen. Sicherlich fehlt es in diesen Tagen an Boten, die Gehaltvolles in die Welt bringen.

Gerade solche Überlegungen werden durch einen Beruf erschlossen, der schon seit Jahrhunderten existiert. Sie, liebe Absolvent:innen, haben sich dafür entschieden diesen schönsten Beruf zu erlernen und damit wie ich auch finde Ihrer Berufung zu folgen. Herzlichen Glückwunsch dazu und zu Ihrem bestandenen ersten Staatsexamen. Auch in meiner Funktion als stellv. Landesvorsitzender des Sächsischen Lehrerverbandes darf ich Ihnen gratulieren. Bringen Sie Ihren Enthusiasmus und Ihr aktuelles fachwissenschaftliches bzw. fachdidaktisches Wissen in die sächsischen Schulen ein und Sie werden feststellen, dass dies dankbar von den Kollegien aufgenommen wird.

Besonders freue ich mich heute bereits im fünften Durchgang, den Examenspreis des SLV und des Zentrums für Lehrer:innenbildung und Schulforschung überreichen zu dürfen. Hierfür wurden nominiert:

Hannah Lena Prietzel

Felix Dietrich

Lena Sophia Fehrenbach

Josefine Schmotz

Herzlichen Glückwunsch an Sie alle. Ihre Dozierenden haben Sie aus der großen Anzahl der Absolvent:innen ausgewählt und in einem Empfehlungsschreiben auf Ihre außergewöhnliche Leistung hingewiesen.

Mein besonderer Dank gilt hier Herrn Dr. Ronthaler, der sich im Bereich der Jury besonders engagierte. Diese bestand wie auch in den Vorjahren aus Vertretern der Universität, Professorin Libers und Doktor Ronthaler, dem Referenten für Lehramt Herrn Scholz und Vertretern des SLV. Mein persönlicher Dank an Sie alle.

Gerade das Kriterium der herausragenden Abschlussarbeit bedeutete für die Jury, aus den ohne hin schon überdurchschnittlichen Arbeiten, die besten auszuwählen. Dabei halfen die Nominierungsschreiben der Gutachter:innen, der Sachverstand der Jurymitglieder sowie ein gemeinsam entwickelter Kriterienkatalog.

Obwohl alle Nominierten Abschlussarbeiten vorgelegt haben, die in Güte und teilweise Umfang schon den Rahmen von Staatsexamensarbeiten übertrafen, gab es doch kleine Unterschiede. Im zweiten Kriterium, dem gesellschaftlichen Engagement, zeigten sich diese ebenso.

In diesem Semester haben wir erstmals zwei Preise ausgelobt – einen für Praxisorientiertheit und einen für Fachwissenschaftlichkeit. Diese Teilung erfolgte aus der Überlegung, dass sich nur bedingt eine Vergleichsmöglichkeit bietet. Da sich vielfältige Themen und eine breite Fächerung der Studienrichtungen im Lehramt finden, so zeigt sich das auch in den Abschlussarbeiten.

Den Examenspreis des SLV und des ZLS für eine praxisorientierte Staatsexamensarbeit erhält im Wintersemester 2021-2022 Frau Josefine Schmotz für ihre herausragende Studienleistung. Herzlichen Glückwünsch!

Ihre Staatsexamensarbeit mit dem Thema „Passion und Auferstehung Jesu mit Kindern thematisieren “ im Bereich der Religionspädagogik überzeugte die Jury.

Schon am Titel der Arbeit wird deutlich, dass es sich um ein schwieriges auch oft im Unterricht heikles Thema handelt. Ich zitiere aus dem Gutachten von Herrn Prof. Lütze: Zum ersten markieren Tod und Auferstehung Jesu historisch wie sachlich den Ursprung des christlichen Glaubens. Zum zweiten ist die Deutung dieses Geschehens schon im biblischen Befund, erst recht aber in der Kirchengeschichte, weit pluraler als man zunächst vermuten mag (was von Frau Schmotz ebenso kenntnisreich wie lesbar dargestellt wird).

Vor diesem Hintergrund ist die extrem umsichtig durchgeführte empirische Studie, die die Frau Schmotz in ihrer Staatsexamensarbeit vorlegt, von hoher fachdidaktischer Relevanz. Die leitfadengestützten Interviews, die sie mit religiösen wie nichtreligiösen Kindern über ihr Verständnis von Tod und Auferstehung Jesu führt, sind in der behutsamen Art der Befragung, im Grad der methodologischen Reflexion wie in der Dokumentation und reflektierten Auswertung vorbildlich. Mit der Studie von Josefine Schmotz wird tatsächlich ein neues Fenster auf kindliches Denken zu einem zentralen Topos der christlichen Religion geöffnet. Für einen Unterricht über Passion und Ostern ist eine solche empirischen Fundierung unverzichtbar, soll er nicht über die Köpfe der Schüler:innen hinweggehen. Für eine Examensarbeit stellt sie eine herausragende Forschungsleistung dar.

Hervorheben möchte ich aber auch Frau Schmotz‘ gesellschaftliches Engagement, das sich vielfältig darstellt. Sie half und hilft Grundschüler*innen, indem sie Nachhilfe anbietet. Darüber hinaus ist seit Jahren im Kindergottesdienst der Michaelis-Friedenskirchgemeinde in Leipzig engagiert. Außerdem war sie lange bei der DLRG aktiv und hat dort u.a. Kinderschwimmkurse gegeben.

Ich meine, dass dies eine ganz persönliche Ausdrucksform meines eingangs erwähnten Ohrwurms ist.

Den Examenspreis des SLV und des ZLS für eine fachwissenschaftliche Staatsexamensarbeit erhält im Wintersemester 2021-2022 Frau Hannah Lena Prietzel für ihre herausragende Studienleistung. Herzlichen Glückwünsch!

Frau Prietzel schrieb ihre Abschlussarbeit zu dem Thema: „Offenheit für Vielfalt – Anpassung und Erprobung eines Fragebogens“ im Fachbereich der Psychologie für Schule und Unterricht.

Im Rahmen Ihrer Arbeit beschäftigte sich Frau Prietzel mit dem Begriff der Vielfalt im Spannungsfeld von Herausforderung und Chance. Gerade vor dem aktuellen Hintergrund der politischen Entwicklung in Sachsen und im Zuge dessen auch der Betrachtung des Themas in der Schule wird die Aktualität deutlich.

Im Gutachten von Frau Doktor Dietrich heißt es:

Offenheit für Vielfalt wird definiert als Eigenschaft von Personen, sich aktiv für Vielfalt einzusetzen, die Gleichheit aller Menschen zu betonen, Benachteiligungen wahrzunehmen und diesen entgegen wirken zu wollen. Dies ist damit eine zentrale Voraussetzung für den vorurteilsfreien und inklusiven Umgang mit Schüler:innen. Mit der Entwicklung eines validen und reliablen Erfassungsinstruments ist ein erster Schritt zur wissenschaftlichen Begleitung dieses Prozesses getan.

Frau Prietzel ist es in besonderer Weise gelungen, den Themenbereich Offenheit für Vielfalt und Diversität wissenschaftlich einzuordnen. Sie hat sich theoretisch differenziert mit den Konstrukten Offenheit für Vielfalt und Diversität auseinandergesetzt und die schwierige Aufgabe bewältigt, den vielschichtigen Begriff Diversität theoretisch greifbar und empirisch erfassbar zu machen. Die Arbeit zeichnet sich durch einen durchgehend wissenschaftlichen Schreibstil und eine große Sorgfalt in der Auswahl und der Durchführung der statistischen Methoden aus.

Letztlich möchte ich auch das besondere gesellschaftliche Engagement von Frau Prietzel darstellen. Sie lebt auch im Hinblick auf Ihren künftigen Beruf Diversität. Offenheit für Vielfalt und Vielfalt als Chance zu begreifen sind für unsere Berufung wichtig. Auch in der Pahkla Camphill Gemeinschaft in Estland zeigte Frau Prietzel im Ehrenamt hohe Sensibilität für das Thema. In dieser Gemeinschaft leben Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam, unterstützen einander und ergänzen sich.

Allen Nominierten und Absolvent:innen spreche ich hiermit meine Hochachtung aus und wünsche für den weiteren Lebensweg alles Gute und Erfolg im Referendariat, hoffentlich hier in Sachsen.

Und denken Sie daran, Dunkelheit für immer gibt es nicht, denn immer, immer wieder geht die Sonne auf…