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Entomologische Spezifika und BNE

Urheber: Ralf Wenske

Wenn ihr mit der Überschrift nichts oder wenig anfangen könnt, dann unbedingt weiterlesen.

Inzwischen hat sich der Examenspreis in Leipzig verstetigt und wurde diesen Sommer bereits zum sechsten Mal vergeben. Nominiert waren dieses Mal:

Chiara Enderle Die Rolle von sprachlich verfügbarem situationalem Emotionswissen im Zusammenspiel mit Temperamentseigenschaften bei der Vorhersage der Regulation emotionaler Handlungsimpulse
– Individuelle Unterschiede bei Grundschulkindern in einer spielerisch erzeugten Frustrationssituation.
Max Jakob Hansmann Zwischen subjektiven Perspektiven und institutioneller Rollenübernahme. Eine Fallstudie am Beispiel eines Planspiels zur Pandemiebewältigung
Pia Harz Inhaltliche Analyse von Schülerlösungswegen im Escape Room „Kurt Karmas Haus der Kuriositäten“
Anita Schink

Die Broschürenreihe „Die Zukunft der fachbezogenen Strategien des altsprachlichen Unterrichts – eine Vision.“ Untersuchung des didaktischen und methodischen Konzeptes und der Akzeptanz bei Latein-Lehrkräften.

→zur Staatsexamensarbeit von Anita Schink (PDF)

Maximilian Schmidt Entwicklung einer Softwarelösung zur Planung, Beobachtung und Videogestützten Auswertung von Unterrichtsszenarien
Romy Voigt Untersuchung des prosozialen Verhaltens bei 18-monatigen Kleinkindern unter Einbezug geschlechtsspezifischer Ausprägungen sowie elterlicher Einschätzungen
Tina Sophie Jung Insekten auf Brennnesseln. Entwicklung eines illustrierten Bestimmungsschlüssels für den Biologieunterricht.
Claudia Rauh Bildung für nachhaltige Entwicklung im Spanischunterricht: Eine Unterrichtsreihe

Im Rahmen der feierlichen Exmatrikulation am 05.08.2022 wurden die beiden Gewinnerinnen und ihre außergewöhnlichen Leistungen gewürdigt. Tina Sophie Jung erhielt den Preis für die fachlich orientierte Arbeit und Claudia Rauh den für die Abschlussarbeit mit Schulbezug.

Auszug aus der Laudatio von René Michel:

Gerade das Kriterium der herausragenden Abschlussarbeit bedeutete für die Jury, aus den ohnehin schon überdurchschnittlichen Arbeiten, die beste auszuwählen. Dabei halfen die Nominierungsschreiben der Gutachter:innen, der Sachverstand der Jurymitglieder sowie ein Kriterienkatalog, der formale Kriterien sowie Wissenschaftlichkeit bzw. Praxisbezug genauer regelt.
Obwohl alle Nominierten Abschlussarbeiten vorgelegt haben, die in Güte und teilweise Umfang schon den Rahmen von Staatsexamensarbeiten übertrafen, gab es doch kleine Unterschiede. Im zweiten Kriterium, dem gesellschaftlichen Engagement, zeigten sich diese ebenso.

Den Examenspreis des SLV und des ZLS für eine fachwissenschaftliche Arbeit erhält im Sommersemester 2022 Frau Tina Sophie Jung für ihre herausragende Studienleistung. Herzlichen Glückwünsch!
Ihre Staatsexamensarbeit mit dem Thema „Insekten auf Brennnesseln. Entwicklung eines illustrierten Bestimmungsschlüssels für den Biologieunterricht.“ im Bereich der Fakultät für Lebenswissenschaften überzeugte die Jury. Schon am Titel wird deutlich, dass die Arbeit einen Bezug zur Fachwissenschaft aber auch zur Schule aufweist.

Im Nominierungsschreiben heißt es:
Im Rahmen dieser wissenschaftlichen Arbeit nahm Frau Jung eigenständig eine umfangreiche Bestandsaufnahme des Insektenvorkommens auf Brennnesseln (Urtica dioica L.) im Stadtraum Leipzig vor und entwickelte anschließend mithilfe der gewonnenen Daten einen aufwändig illustrierten Bestimmungsschlüssel. Die Arbeit kombiniert also einen fachwissenschaftlichen Teil (Ökologie und Systematik der Insekten auf Brennnesseln) mit einer fachdidaktischen Leistung, die es in Zukunft wiederum ermöglichen wird, schulische Exkursionen oder Citizen-Science-Projekte zu diesem kleinen und oft schulnah verfügbaren Ökosystem anzustoßen.

Frau Jung konnte durch ihre engagierte Bearbeitung des Themas ein ausgezeichnetes Ergebnis erzielen. Im theoretischen Rahmen ihrer Arbeit gelingt es Frau Jung, sowohl ökologische und entomologische (insektenkundliche) Spezifika des Themas herauszuarbeiten als auch die fachdidaktische Bedeutung von Formenkenntnis und Bestimmungsübungen im Biologieunterricht darzustellen.
Insbesondere empfand es die Jury als herausragende Leistung, dass Frau Jung in ihrer Arbeit eine Verknüpfung zu ihrem Zweitfach Kunst herstellte. Denn ihre Examensarbeit gestaltete sie mit zahlreichen selbst erstellten Illustrationen. So enthält der von ihr erstellte Bestimmungsschlüssel neben einem fachdidaktisch gut begründeten Bestimmungsweg auch selbst angefertigte, naturgetreue Aquarellzeichnungen aller nesselspezifischen Arten. Es ist hier auf den ersten Blick erkennbar, mit wie viel Liebe, Kreativität und Engagement Frau Jung ihre Examensarbeit gestaltet hat.

Hervorheben möchte ich aber auch Frau Jungs gesellschaftliches Engagement, das sich vielfältig darstellt. Sie ist seit ihrer Schulzeit Mitglied des Technischen Hilfswerkes und unterstützte den Ortsverband Altenburg in mehreren Projekten. So leitete sie beispielweise eine Informationsveranstaltung der THW Jugend zum Nachhaltigkeitsaspekt von Insektenhotels und gestaltete das Logo des Landesjugendlagers Sachsen/Thüringen 2022. Im universitären Kontext ist Frau Jung durchgängig seit 2016 als Studentische Hilfskraft in mehreren Arbeitsgruppen der Lebenswissenschaften tätig und unterstützte mit viel Verantwortungsbewusstsein und Engagement Lehrveranstaltungen der Allgemeinen und Speziellen Botanik sowie der Fachdidaktik Biologie

Den Examenspreis des SLV und des ZLS für eine praxisbasierte Arbeit erhält im Sommersemester 2022 Frau Claudia Rauh für die ihrerseits herausragende Studienleistung. Herzlichen Glückwünsch!
Frau Rauh verfasste ihre Staatsexamensarbeit zu folgendem Thema: Bildung für nachhaltige Entwicklung im Spanischunterricht: Eine Unterrichtsreihe.
Das aktuelle und im Studium sowie der Schule noch nicht so stark vertretene Thema BNE ergab einstimmig einen besonderen Pluspunkt bei der Jury.
Die Verfasserin stellt die gesellschaftliche Verantwortung für die natürliche Ressource Wasser und die Rolle von Extremwetterlagen und Umweltschäden anhand des Beispiels „Avocado-Anbau in Petorca/Chile“ dar. Sie bedient damit den „Lernbereich Globale Entwicklung“ und erklärt, inwieweit hiermit transformative Lernprozesse bei potenziellen Schülern und Schülerinnen ausgelöst werden können.

Die Arbeit übertrifft in hohem Maße die Erwartungen an eine Abschlussarbeit, heißt es im Nominierungsschreiben. Das gewählte Thema ist hochaktuell, innovativ, progressiv und an modernen politischen und gesellschaftlichen Erfordernissen ausgerichtet. Diese interdisziplinär angelegte Arbeit verbindet die theoretischen Ausführungen und allgemeindidaktischen bzw. pädagogischen Ziele mit unterrichtspraktischen Umsetzungen in einer detaillierten originell und kreativ angelegten Unterrichtsreihe (knapp 50-seitiger Anhang) mit hoch attraktivem Lernmaterial.

Die Verfasserin zeigt eine hohe Belesenheit und verfügt über exzellente Fachkenntnisse in Bezug auf das innovative Konzept der BNE sowie über eine herausragende didaktisch-methodische Fachkompetenz. Es gelingt ihr trotz ihrer naturgemäß geringen Unterrichtserfahrung erstaunlich gut, auch fremdsprachen-didaktische Förderung zu betreiben, indem sie zentrale Prinzipien und Konzepte (z.B. Handlungsorientierung, Lernerorientierung, Problemlöseorientierung u.a.) verfolgt und sprachliche Förderung zielgerichtet mit den Inhalten kontextualisiert.

Ihre Fähigkeit des wissenschaftlichen Schreibens ist ausgezeichnet: logische Gliederung, stringente und kohärente Argumentation, korrekte und zielgerichtete Verwendung von Fachtermini, Zitierweise, umfangreiche Bibliografie (insbesondere für ein noch so wenig erforschtes Thema).
Im zweiten Bewertungsbereich, dem gesellschaftlichen Engagement, erhielt Frau Rauh auch eine Vielzahl an Punkten. So bspw. ihr Bundesfreiwilligendienst in der Theaterpädagogik des Theaters Plauen-Zwickau. Sie arbeitet seit 2017 als freie Referentin für den Verein mohio e.V. (Halle/Saale). Themen ihrer Workshops sind: ökologischer Fußabdruck, Überfischung, Fair Trade u.v.a.m.
Sie leistet Aufklärung für chronische Erkrankungen im jungen Alter und das Leben mit Behinderung in der Form eines Blogs, der eine dazugehörige Website mit Tipps und Erfahrungen bereithält. Außerdem engagierte sie sich in einem Projekt zur Unterrichtsergänzung für ausgefallenen Spanischunterricht an der Kantschule in den Winterferien 2021.

Allen Nominierten und Absolvent:innen spreche ich hiermit meine Hochachtung aus und wünsche für den weiteren Lebensweg alles Gute und Erfolg im Referendariat, hoffentlich hier in Sachsen.
Und denken Sie daran, Dunkelheit für immer gibt es nicht, denn immer, immer wieder geht die Sonne auf…