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Gelungene Exmatrikulationsveranstaltung

Urheber: Christian Hüller

In würdiger Umrahmung erhielten am 29.07.2022 knapp 100 Absolventinnen und Absolventen des Lehramtsstudiums der TU Dresden ihre Abschlusszeugnisse und haben somit ihr Erstes Staatsexamen in der Tasche. Der Fachschaftsrat Allgemeinbildende Schulen richtet diese feierliche Zeugnisübergabe in guter Tradition eigenständig aus. Das Audimax zeigte sich dabei in festlichem Gewand, Fotoecke und Sektempfang wurden dankbar angenommen und das Aluna Quintett sorgte mit argentinischer Musik von Astor Piazzolla für den nötigen Schwung.

In der Festrede stellte Frau Prof. Dr. Platow (geschäftsführende Direktorin des Instituts für evangelische Theologie) unter anderem die Frage, was aus dem Studium für das Referendariat mitgenommen werden kann. Sie verblüffte mit ihrer Antwort. Tatsächlich habe sie alle Ordner mitgenommen; aber eben nur diese und nicht deren Inhalt. Jedoch ermutigte sie dazu, den Beruf auch als Berufung zu verstehen. Denn Lehrende bilden künftige Generationen und tragen somit zur kulturellen Identität bei. Dazu gehört es auch, dass bspw. Faust gelesen wird, nicht unbedingt wegen der wundervollen Verwendung der Sprache, sondern weil es schon bei den Worten „hier steh‘ ich nun, ich armer Tor!“ möglich ist, diese Situation mitzufühlen.

Auch Herr Prof. Dr. Lasch (Professur für Germanistische Linguistik und Sprachgeschichte) wandte sich in persönlichen Worten den Anwesenden mit Glückwünschen zu und ermutigte, den Generationswechsel in den Klassenzimmern gemeinsam zu gestalten.

Im Anschluss an die Zeugnisübergabe durch Vertreterinnen des Landesamtes für Schule und Bildung wurde erstmalig der Examenspreis des Sächsischen Lehrerverbandes in Zusammenarbeit mit dem ZLSB durch René Michel, stv. Landesvorsitzender des SLV, übergeben.

Nominiert waren für diesen Preis vier Studierende, die eine herausragende Staatsexamensarbeit verfasst und sich in besonderer Weise gesellschaftlich engagiert hatten. Die fünfköpfige Jury, bestehend aus Dozierenden, Studierenden und Mitgliedern des SLV, entschied, dass Frau Ilona Heinz den Preis erhält. Ihre Staatsexamensarbeit mit dem Thema „Persönliche Gottesvorstellungen von Kindern im Grundschulalter“ im Bereich der Religionspädagogik überzeugte die Jury. Schon am Titel wird deutlich, dass die Arbeit einen starken Bezug zur Schule aufweist. Im Nominierungsschreiben heißt es: Darin dokumentiert sie nicht nur gekonnt kompakt Genese und aktuellen Stand der Forschung zum Thema dar. Es gelingt ihr darüber hinaus noch eine ausgesprochen kluge Dynamik zwischen den verschiedenen empirischen Arbeiten herzustellen, aus der sie abschließend eine eigene Nische für in der Tat noch nicht repräsentierte Forschungsfragen generiert. Dabei entwickelt sie selbstständig ein neues Forschungsdesign.

(Auszug aus der Laudatio von René Michel) „Hervorheben möchte ich aber auch Frau Heinz‘ gesellschaftliches Engagement, das sich vielfältig darstellt. Ihr bisheriger Lebensweg ist ein besonderer und zeugt von Frau Heinz‘ Durchhaltevermögen und großer Hingabe, die sie aufgebracht hat, um nun examinierte Grundschullehrerin in Deutschland zu sein.

Frau Heinz stammt aus Ungarn, wo sie bereits ein Studium des Grundschullehramts, erfolgreich abschließt. In den Jahren 2013-2014 absolviert sie ein europäisches freiwilliges soziales Jahr, das Frau Heinz nach Görlitz führt. Im Rahmen dieses Engagements ist sie an einer Grundschule in Görlitz in der inner- und außerschulischen Kinderbetreuung eingebunden. Sie organisiert den Spieleclub „Kids Treff“ und begleitet Kinder bei ihren diversen schulischen Aufgaben; unter anderem wirkt sie schon hier am Religionsunterricht der Grundschule mit.

In der Folgezeit leistet Frau Heinz ein freiwilliges, soziales Jahr bei der Diakonie in Dresden, arbeitet im Kindergarten Regenbogen in Dresden Klotzsche und übernimmt die Aufgaben einer Erzieherin. Dies bereitet ihr so viel Freude, dass sie diese Tätigkeit an der Evangelischen Schule in Radebeul als Erzieherin fortsetzt. Und parallel eine Weiterbildung absolviert, die sie für die Kitaleitung qualifiziert. Zusätzlich wird Frau Heinz an der Grundschule im Unterricht als Lehrkraft eingebunden. Dem Antrag, ihr Grundschullehramtsstudium aus Ungarn anzuerkennen, gibt das Lasub nach 14 Monaten Wartezeit einen negativen Bescheid. Daraufhin schreibt sich Ilona Heinz 2018 an der TUD für das Studium des Grundschullehramts mit Hauptfach evangelische Religion ein. Über die gesamte Dauer unterrichtet Frau Heinz an der Evangelischen Grundschule in Radebeul 14 Stunden pro Woche, um sich das Studium zu finanzieren.

Ihr Engagement geht dabei weit über ihren eigenen Unterricht hinaus. Frau Heinz leitet eine Rumänisch AG, die die rumänische Sprache und Kultur vermittelt. Höhepunkt dieser Arbeitsgruppe ist eine Exkursion nach Rumänien, wo die Kinder das Leben in Rumänien jenseits der Metropolen kennenlernen.“

Mit der Schule und der Gemeinde Radebeul führt sie außerdem das Projekt „Kinderspielstadt“ durch. Die Kinder gründen hier eine eigene Gemeinde mit Berufen, Lokalitäten, Verwaltungsstrukturen etc. Dieses attraktive wie komplexe Sozialexperiment wird breit wahrgenommen und wirkt in die Gemeinde Radebeul hinein.

Weiter organisiert Frau Heinz im Rahmen eines Leseprojekts „Leseomas“ für ihre Schule, weil ihr der enge Kontakt zwischen den Generationen und insbesondere die Wertschätzung der älteren Gesellschaftsmitglieder persönlich wichtig ist. Auch an den „Bibeltagen“ der Kirchengemeinden beteiligt sich Frau Heinz.

Insbesondere fiel mir auf, dass Sie Frau Heinz, mit Helene Klostermann, die heute vor 164 Jahren geboren wurde, einige Gemeinsamkeiten haben. Frau Klostermann setzte sich als Lehrkraft ebenso Kultur verbindend ein, von Sizilien nach Deutschland und auch für einige Zeit nach England führte sie ihr Lebensweg. Frau Klostermann brannte auch für die frühkindliche Pädagogik und unterstütze die Ausbreitung des Kindergartenstifters Friedrich Fröbel. Außerdem leitete Frau Klostermann 20 Jahre eine Schule für höhere Mädchenbildung in Bonn, schloss an diese ein Lehrerinnenseminar (ohne großes I) sowie einen Kindergarten an. Sie sehen, Frau Heinz, es wird weitergehen.

Allen Nominierten und Absolvent:innen spreche ich hiermit meine Hochachtung aus und wünsche für den weiteren Lebensweg alles Gute und Erfolg im Referendariat, hoffentlich hier in Sachsen.