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Studierende dürfen keine Nachteile haben

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Die aktuellen Debatten um die Prüfungen zum ersten Staatsexamen der Lehramtsstudiengänge in Sachsen, angetrieben durch eine Petition des Referats für Lehramt der Universität Leipzig, birgt die Gefahr einer Abwertung dieser Abschlüsse. Lehramtsabsolventen sollen auch künftig den Nachweis über eine solide Ausbildung erbringen, die dem hohen Anspruch an den Lehrerberuf gerecht wird, bevor sie Schülerinnen und Schüler unterrichten. Inhalte und Prüfungsformen von derzeit vorgeschriebenen Prüfungen sieht auch der Junge SLV teilweise kritisch. Hier sollten die Interessen aller Beteiligten gemeinsam diskutiert werden. Veränderungen müssen langfristige und verlässliche Planungssicherheit für die Studierenden, die Universitäten und die Schulen gewährleisten.

Am 10. April 2020 startete das Referat für Lehramt der Universität Leipzig gemeinsam mit den Studentischen Vertretungen der TU Dresden, der TU Chemnitz und der GEW eine Petition zur Reduzierung des Ersten Staatsexamens auf die wissenschaftliche Arbeit.
Am 22. April 2020 wurden die Forderungen und knapp 6.000 Unterschriften der laufenden Petition an den Sächsischen Staatsminister für Kultus, Christian Piwarz, und den Sächsischen Staatsminister für Wissenschaft, Sebastian Gemkow, gesendet.

Der Junge SLV hat großes Verständnis für die aktuell außergewöhnliche Situation der Studierenden, denn im Zuge der Covid-19-Pandemie hatten beispielsweise alle Bibliotheken bis vor kurzem geschlossen und eine Notbetreuung für Kinder von Studierenden ist erst seit dem 01.Mai 2020 möglich. Dabei darf jedoch nicht vernachlässigt werden, dass es bereits im letzten Monat Zugeständnisse seitens des Kultusministeriums gab. So begannen zwar die mündlichen Abschlussprüfungen, wie geplant am 04. Mai 2020, aber die schriftliche Klausur, ursprünglich für den 04. April datiert, wurde zunächst auf Ende Juni/Anfang Juli verschoben. Auch die Abgabefrist für die wissenschaftliche Arbeit wurde entsprechend verlängert.

Es ist dennoch wichtig, in dieser besonderen Situation die Priorität darauf zu richten, dass den Studierenden keine Nachteile entstehen und sie pünktlich zum 01.September 2020 ihren Vorbereitungsdienst antreten können. Unter Umständen wären auch weitere Entlastungen überlegenswert.

Die ursprüngliche Intention der Petition, die dauerhafte Reduzierung der Abschlussprüfungen des ersten Staatsexamens auf die wissenschaftliche Arbeit, wird in der öffentlichen Darstellung aufgrund der aktuellen Covid-19-Pandemie oft nicht berücksichtigt. Dies stößt beim Jungen SLV auf Unverständnis, denn die Tätigkeit von Lehrerinnen und Lehrern ist sehr anspruchsvoll. Die Schulen brauchen eine hohe Verlässlichkeit, dass der Lehrernachwuchs den Anforderungen im Beruf gerecht wird. Dies muss ein potentieller Bewerber auch nachweisen können, bevor er vor der Klasse steht. Zu diesem Nachweis gehört nicht nur das Anfertigen einer wissenschaftlichen Arbeit, sondern u.a. der mündliche Leistungsnachweis, schließlich ist der Lehrerberuf geprägt von verbalen Anforderungen. Außerdem wurde erst 2017 gemeinsam mit allen an der universitären Ausbildung Beteiligten (also auch den Fachschaftsräten und dem Referat für Lehramt) ein Kompromiss zur Reduzierung des Prüfungsumfangs gefunden. Diese Änderungen der Lehramtsprüfungsordnung I (LAPO I) traten zum Wintersemester 2019/2020 in Kraft.

Im Laufe seiner beruflichen Tätigkeit führen Lehrerinnen und Lehrer ihre Schülerinnen und Schüler zu anerkannten Schulabschlüssen, für die ebenfalls Abschlussprüfungen abgelegt werden. Gegenüber den Schülerinnen und Schülern wäre es schwer begründbar, dass ausgerechnet ihre Lehrkräfte zum Ende ihrer eigenen Ausbildung einer Prüfung ausweichen wollen. Durch das eigene Erleben von Prüfungssituationen mit Aufregung, Anspannung und Erwartungsdruck können sich auch die Lehrerinnen und Lehrer besser in die Lage ihrer  Schülerinnen und Schüler versetzen und mehr Verständnis aufbringen.

Grundsätzlich befürwortet der Junge SLV eine weitere Absenkung der Prüfungsanforderungen nicht, weil die Gefahr einer generellen Abwertung von Lehramtsstudiengängen besteht. „Die dauerhafte Vergleichbarkeit von Lehramtsabschlüssen in Deutschland darf zu keinem Zeitpunkt gefährdet sein. Jede Absolventin und jeder Absolvent muss auch künftig mit dem Ersten Staatsexamen in jedem Bundesland den Vorbereitungsdienst antreten können“, betont der Vorstandsvorsitzende des Jungen SLV, Marcus von Scheven.

Dennoch sieht der Junge SLV vor allem Inhalte und Prüfungsformen von derzeitigen Prüfungen sehr kritisch. Unter anderem gibt es kritische Stimmen zu den Psychologieprüfungen im Hauptstudium, deren schriftliche Abschlussprüfung einen annähernd identischen Inhalt hat. Hier lässt sich die Sinnhaftigkeit durchaus in Frage stellen. Andererseits gib es Erfahrungsberichte von ehemaligen Studierenden, welche positiv über die Festigung der Fachinhalte in der erneuten Prüfung am Ende des Studiums berichten.

 „Wir werden weiterhin mit Akteuren und Betroffenen über Inhalte und Prüfungsformen sowie deren Sinnhaftigkeit kritisch diskutieren und daraus Forderungen an die Entscheidungsträger ableiten“, beschreibt Ann Jentsch, Vorstandsmitglied des Jungen SLV, den weiteren Weg. „Es bedarf einer Überprüfung der Studienordnungen hinsichtlich der Aufteilung und Gewichtung der Prüfungsleistungen in den jeweiligen Semestern.“

Zahlreiche Erstunterzeichner der Petition sind wissenschaftliche Mitarbeiter, Dozenten und Professoren der Universitäten. Einer der Beweggründe hierfür könnte in der zunehmenden Belastung durch die stetig steigenden Studierendenzahlen liegen. Der Junge SLV sieht in der Aufstockung des Lehrpersonals allerdings das bessere Entlastungspotential, anstatt den Prüfungsumfang noch weiter zu reduzieren.

Diese grundsätzlichen Überlegungen zu Änderungen sollten aber nicht während der Ausnahmesituation der Corona-Krise stattfinden. Entscheidungen müssen auch mit Blick auf ihre Folgewirkungen gut durchdacht sein. Für alle Beteiligten sind langfristige Verlässlichkeit und Planungssicherheit ganz wichtig. „Es ist es sehr bedauerlich, dass der Junge SLV nicht bereits im Vorfeld in den Diskussionsprozess eingebunden wurde. Wir sind zu jeder Zeit für ein konstruktives Gespräch mit allen betroffenen Parteien offen.“, betont der Vorstandsvorsitzende.
Aktuell hat aber die Ermöglichung eines erfolgreichen Abschlusses für alle Lehramtsstudierenden oberste Priorität.

Der Junge SLV wird sich weiterhin für eine positive Entwicklung in der Debatte um das erste Staatexamen engagieren und hofft auf eine konstruktive und offene Diskussion. Bitte teilt uns eure Ansichten und Ideen gerne mit. Ihr erreicht uns jederzeit per E-Mail (kontakt@junger-slv.de) oder zu den Geschäftsstellenzeiten unter folgender Telefonnummer: 0351/8392218.

Der Vorstand des Jungen SLV